Christine Waicz ist Gründerin der Reinigungsfirma „CleanGlobal Objektreinigung“ in Wien. Als Partnerfirma des Online-Reinigungsportals ExtraSauber bietet sie in Österreich künftig auch Tatortreinigungen an. Diese sind nicht nur nach Gewaltverbrechen oder Suiziden nötig, sondern auch nach Leichenfunden aufgrund natürlicher Todesursachen. Wie Christine Waicz als Frau ihren Mann in diesem anspruchsvollen Job stehen wird, erzählt sie im Interview.
Ich weiß, dass der Beruf des Tatortreinigers sehr anspruchsvoll und jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung ist. Diesen Job kann nicht jeder machen. Man muss ein starkes Nervenkostüm haben, sehr einfühlsam gegenüber den Hinterbliebenen sein und vor allem ein großes fachliches Knowhow sowie Gründlichkeit und Genauigkeit mitbringen. Ich wollte höchste Professionalität, aber auch Menschlichkeit in einem vereinen und habe deshalb meine Reinigungsfirma CleanGlobal Objektreinigung „der Putzpate“ gegründet.
Vorab führt man mit den Angehörigen ein Erstgespräch und besichtigt den Tatort. Hier wird entschieden, welche Maßnahmen zur Wiederherstellung der Wohnräume in einen sauberen und brauchbaren Zustand nötig sind. Vor dem Eintreffen am Einsatzort wird bereits die entsprechende Schutzkleidung angezogen – wie Ganzkörperoverall, Schutzbrille, Atemschutzmaske und Handschuhe. Diese dient dazu, sich vor Krankheiten und Infektionen zu schützen.
Das hängt von vielen Faktoren ab. Beginnend von der Zeit, die der Verstorbene in den Räumlichkeiten gelegen hat, bis hin zur Beseitigung von Spuren eines Verbrechens oder Unfalles. Um die Räumlichkeiten wieder in einen brauchbaren Zustand zu versetzen, bedarf es eines aufwendigen und anspruchsvollen Reinigungsverfahrens. Unter anderem werden zurückgelassene Gegenstände und kleineres Eigentum des Verunglückten bzw. Verstorbenen in verschließbare, nicht wieder verwendbare Behälter gegeben. Diese werden nach der Tatortreinigung auf der Mülldeponie entsorgt. Unter Umständen müssen auch Teile des Inventars, wie Teppiche, Bodenbeläge und Möbel herausgerissen und entsorgt werden. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Leiche mehrere Tage oder Wochen in der Wohnung liegt und Verwesungssäfte in die Beläge eingedrungen sind. Nach der erfolgreichen Durchführung des Reinigungsprozesses werden sogenannte Desinfektoren für eine bestimmte Zeit aufgestellt. Diese dienen dazu, Gerüche und andere Rückstände aus der Luft zu entfernen und die Wohnung zu desinfizieren.
Zu aller erst benötigt der Tatortreiniger fundiertes Wissen in der Reinigung. Dies entspricht der Ausbildung zum Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger mit Abschlussprüfung bzw. Meisterprüfung. Anschließend wird die Weiterbildung zum staatlich geprüften Desinfektor angestrebt.
Der ganze Job ist eine einzige Herausforderung und läuft nie gleich ab. Man reinigt nicht nur ausschließlich den Tatort, sondern hat vor Antritt der Arbeit im Regelfall Kontakt mit den Angehörigen, um die organisatorischen Dinge zu klären. Hier ist Einfühlungsvermögen und ein sensibler Umgang gefragt. Neben der schwierigen Arbeit mit den Angehörigen, muss ein Tatortreiniger auch darauf gefasst sein, dass die Einsätze vor Ort sehr erschreckend sein können. Man befindet sich schließlich an einem Ort, an dem ein Verbrechen oder ein Unfall mit Todesfolge passiert ist oder eine verstorbene Person längere Zeit gelegen hat.
Neben einer hohen Toleranz für Ekel und schlimme Gerüchen benötigt man einen sehr widerstandsfähigen Magen, um diesen Job durchführen zu können. Gerade weil die Situationen so unterschiedlich sind, muss ein Tatortreiniger außerdem psychisch sowie physisch gesund und stabil sein.
2014 haben Christian Pauls und Dr. Sebastian Schneider ExtraSauber gegründet – mit einer Mission: Weg von Schwarzarbeit und Dumping-Preisen im Reinigungsgewerbe, hin zu fairer und legaler Bezahlung. Was das ExtraSauber-Prinzip ist, warum gesellschaftlich relevante Arbeit ihren Preis hat und Reinigungskräfte in unserer Gesellschaft ein Gesicht bekommen müssen, erzählen sie im Interview.
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